Im Rahmen einer von der GEW organisierten Abendveranstaltung in der Ehemaligen Synagoge Stadthagen am 18.02.2025 konnte das Ratsgymnasium den Autor Ron Segal für eine weitere Lesung vor den Schüler*innen des 13. Jahrgangs gewinnen.

Der in Berlin lebende israelische Schriftsteller und Filmemacher hat mit seinem 2014 erschienenen Roman „Jeder Tag wie heute“ ein Werk geschaffen, das sich mit der Erinnerung an den Holocaust und der Problematik des Verschwindens der Zeitzeugen auseinandersetzt. Über den Protagonisten Adam Schumacher – Schriftsteller, 90 Jahre und Holocaust-Überlebender – verdeutlicht Ron Segal den Lesern dessen Erinnerungen an die NS-Zeit, auch wenn dieses Erinnern immer wieder von Brüchen und Erinnerungslücken durchsetzt ist. Da es hier vor allem um den Umgang mit und die Veränderlichkeit von Erinnerung geht, sei der Roman dem Genre der Post-Holocaust-Literatur zuzuordnen, so der Autor, da nicht das direkte Geschehen der Shoah selbst thematisiert werde, sondern eine Auseinandersetzung mit der Erinnerung daran erfolge. Hier besteht der direkte Bezug zum aktuellen Unterrichtsthema des Jahrgangs 13, das sich mit Geschichts- und Erinnerungskultur befasst.

Dem Autor gelang es durchweg, in seinem anderthalbstündigen Vortrag, der sich in drei Teile gliederte, die Schüler*innen zu fesseln und durch Fragen direkt einzubeziehen. Zunächst las Segal ausgewählte Ausschnitte aus seinem Roman vor, die den Zuhörer*innen die verschiedenen Akteure und Erzählstränge eindrucksvoll vor Augen führten. Daran schloss sich eine Fragerunde an, bei der der Autor sich ausdrücklich für alle Beiträge offen zeigte und diese authentisch, humorvoll und ausführlich beantwortete.

Der zweite Teil des Vortrags widmete sich dem aktuellen Projekt Ron Segals, der Entwicklung eines auf dem Roman basierenden Animationsfilms. Hierbei gewährte der Autor Einblicke in die künstlerische Entwicklung der Figuren, der Suche nach realen Vorbildern sowie der Erstellung von Vor- und Charakterstudien. Bildmaterial und Zeichnungen ergänzten den Vortrag und vermittelten eine Vorstellung von der Komplexität und Dauer der Erstellung des Films, dessen Teaser Ron Segal im dritten Teil des Vortrags vorstellte.

Eine gezielt auf die filmische Umsetzung des Romans abzielende Fragerunde bildete den Abschluss der abwechslungsreichen Veranstaltung. Die Meldungen der Schülerinnen und Schüler zeigten deutliches Interesse an künstlerischen Aspekten, offenbarten aber auch ihren genauen Blick auf die Details der Darstellung. Gleichzeitig wurde hier deutlich, dass die vom Autor gewählte Kombination aus Lesung und Filmausschnitten das Gespräch vertiefte und den Schüler*innen einen Einblick in die aktive Schaffung erinnerungskultureller Elemente gewährte, der ohne diese Lesung nicht möglich gewesen wäre.