aus: Schaumburger Nachrichten vom 14.03.2024

 

 

Laudatio anlässlich der Verleihung Abraham-Plakette 2024 der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Hannover e.V. an das Ratsgymnasium Stadthagen und das Lyceum Slupca

Laudatorin:       Marina Jalowaja

Sehr geehrte stellvertretende Regionspräsidentin Petra Rudszuck.

sehr geehrter Bürgermeister der Landeshauptstadt Hannover Thomas Hermann, sehr geehrter Herr Dr. Enste, verehrte Damen und Herren,

lieber Andreas Kraus, liebe Schülerinnen und Schüler des Ratsgymnasiums Stadthagen!

An dieser Stelle sollte ich auch die Schulleiterin, Ulla Radosiewicz und die Deutschlehrerin Marzena Wojtkowiak sowie zwei Schülerinnen aus Polen begrüßen dürfen. Sie konnten leider aus technischen Gründen nicht kommen.

Ich bedanke mich für die Gelegenheit und es ist mir eine Ehre und eine große Freude, hier heute die Laudatio auf die diesjährigen Preisträger der „Abraham-Plakette” halten zu dürfen.

Wir, als Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, sind sehr froh, dass wir gerade diese beiden Partnerschulen für zwei moderne Schultheaterprojekte, die aktuell in Zusammenarbeit zwischen dem Förderverein Ehemalige Synagoge aus Stadthagen, dem Ratsgymnasium und Lyceum im polnischen Slupca entstehen, heute mit der Abraham-Plakette 2024 auszeichnen.

Ob „Haltestelle Izbica“ oder „Vogelschiss und Fliegenklatsche“ – beide Stücke  nehmen sich auf unterschiedliche Art des Themas Nationalsozialismus an  und schaffen die Verständigung durch Konfliktstoff.

Ein großes Engagement für Stadthagen, für Schaumburg, für Hannover aber auch für Niedersachsen hat Euch die begeisterte Anerkennung und Respekt eingebracht. Und dieses Engagement ist heutzutage bedeutender denn je.

Gerade vor dem Hintergrund, dass das jüdische Leben in Deutschland nicht nur wieder erwacht ist, sondern wächst, schmerzt es und macht es zornig, dass sich Antisemitismus, antisemitischer Hass und Hetze in Deutschland wieder offen zeigen.

Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus! Das ist die Pest für eine freiheitliche Gesellschaft. Darauf kann es für uns auch nur eine Antwort geben: Wir, jeder einzelne, und wir als ganze Gesellschaft, dulden keinerlei Antisemitismus. Und wir schauen auch nicht weg. Wir versuchen, uns im Alltag zu wehren, ehe aus Worten Taten werden und treten denen entschieden entgegen, die Hass und Hetze verbreiten.

Was braucht man wirklich, um Rechtsextremismus und Antisemitismus zu bekämpfen? Was braucht man wirklich, um Visionen zu entwickeln für eine gute Zukunft der demokratischen Gesellschaft? Man braucht Leute, die sich trauen, eine klare Haltung zu haben, eine klare Meinung zu äußern, mit dem Konfliktstoff zu arbeiten, die mühselige Alltagsarbeit, die Zeit und Nerven kostet, in den Schulen zu leisten und den Auseinandersetzungen nicht aus dem Wege zu gehen.

Es mag pathetisch klingen, aber ich möchte betonen, dass ihr mit euren Projekten die Zivilgesellschaft stärkt, die der Entwicklung einer rechtsextremen Alltagskultur entgegentritt.

Das bedeutet, dass ihr kontinuierlich gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus vorgeht!

Heute ehren wir das Wirken der  Schülerinnen und Schülern aus dem Seminarfach des 13. Jahrgangs, die das Theaterprojekt umgesetzt haben. Aber auch von Lehrerinnen und Lehrern, von allen, die dazu beigetragen haben, diese Projekte auf die Beine zu stellen!

Ich darf heute sowohl die ehemalige Schulleiterin des Ratsgymnasiums Angelika Hasemann als auch die jetzige Schulleiterin Dagmar Bindernagel, den Dramaturgen Volkmar Heuer-Strathmann, den musikalischen Leiter Dietmar Post und Delia Osburg, bei der die Regieassistenz lag, herzlich begrüßen.  Sie sind heute alle hier.

Ihr seid ein großes Beispiel dafür, was Menschen mit Leidenschaft und Liebe zu ihrer Aufgabe zu leisten vermögen.

Ich möchte ein Wort persönlich Andreas Kraus widmen. Er gehört zu den von einer Aufgabe inspirierten Menschen, die mit ihrem Glauben und ihrer Energie gleichsam Berge versetzen können, und ihm gelingt es immer, die Schüler mitzunehmen. Er schafft es, Menschen mit seiner Begeisterung anzustecken

Liebe Schüler!

Ihr habt heute einige Szenen von einem atemberaubenden Bühnenspektakel, das im März 2023 in Slupca und im Oktober 2023 in der Aula des Ratsgymnasiums Stadthagen aufgeführt wurde, mit einem Wirbelwind aus Kreativität und Enthusiasmus gezeigt.

Nach dem riesigen Erfolg im letzten Jahr hat die Wahl dieses Stoffs sich mehr als glücklich erwiesen und damit die Erwartungen für zukünftige Projekte noch weiter steigen lassen. Das ist leider der Preis des Erfolgs, liebe Truppe!

„Die Stücke“, sagte Andreas Kraus, „bieten auch anderen Schulen die Gelegenheit, in Zeiten eines zunehmenden Antisemitismus theaterpädagogisch aktiv zu werden.“

Liebe Schülerinnen und Schüler, lieber Andreas, liebe Mitwirkenden!

In allen Projekten stecken viel Aufwand und Energie und ich danke euch sehr herzlich für euer Engagement, für eure geleistete Arbeit, für euer Talent und für euren Einsatz für den Kampf gegen Antisemitismus und damit für eine offene und tolerante Gesellschaft.

Ich darf euch heute im Namen der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gratulieren. Wir stehen mit großem Respekt vor eurem Schaffen.

Und wir alle dürfen die Preisträger beglückwünschen – und auch uns: dafür, dass wir sie haben!