von Tjorven Bunzel und Stina Heurich

„Kanten, wir wollen eure Kanten sehen!” oder „Parallel zum Hang! Ski parallel zum Hang!” sind Sätze, die ich noch immer in meinen Ohren höre und die sich wahrscheinlich so eingenistet haben, dass sie dort auf ewig verweilen werden. Trotzdem sind sie nicht das Einzige, woraus die Skifreizeit 2023 bestand. Einmal acht Tage entschuldigt im Unterricht fehlen, um jeden Tag Après-Ski zu machen, richtigen Schnee zu sehen und nebenbei ein bisschen Ski fahren lernen? Wohl eher nicht. Dafür sind auch acht Tage zu kurz, zumindest für über 20 Oberstufen-Schüler*innen, die noch nie in ihrem Leben auf Skiern standen. Um also die riesigen Fortschritte zu sehen, zu denen die Lehrer uns brachten, haben wir uns also jeden Tag, irgendwo inmitten des verschneiten Österreichs, auf den Weg zu den Skipisten Kleinarls gemacht. Aber starten wir am Anfang:

An einem Freitag um 6 Uhr morgens fährt vom Festplatz Stadthagen ein Bus los. Das Ziel: Kleinarl, Österreich. 14 Stunden sollten die Reisenden von diesem Moment an auf ihren Plätzen verbringen. Die Sonne ging währenddessen auf und wieder unter, und die Zeit wurde anhand von Raststätten gemessen, bei denen alle zwei Stunden Pause anstand. Doch irgendwann, Deutschland hinter uns gelassen, begann man auf der anderen Seite der Busfensterscheibe etwas Relevantes zu erkennen: Schnee. Je weiter die Fahrt in die Berge Österreichs ging, desto verschneiter wurde die Welt. Man begann, erste Fußgänger mit Skiern auf dem Rücken zu sehen, die auf dem Weg zurück zu ihren Zimmern waren. So dauerte es nicht mehr lange, bis sich auch vor unseren Augen der Peilsteinhof offenbarte. Kaum ein Fuß auf österreichischen Boden getan, mussten Prioritäten gesetzt werden, das heißt als Erstes zum „Sport Wedl“, um überhaupt am morgigen Tag Skifahren lernen zu können. Nachdem über 20 Ratsgymnasiasten in dem kleinen Sportgeschäft ihr wichtigstes Hab und Gut für die kommenden sieben Tage ausgeliehen hatten, waren sie nach einem stärkenden Abendessen, bestehend aus Spaghetti mit Tomatensoße, für ihren ersten Ski-Tag vorbereitet.

So begann unser erster Tag der Skifreizeit bei strahlendem Sonnenschein auf einer schneebedeckten Wiese hinter dem Peilsteinhof. Aller Anfang ist schließlich klein, während die Fortgeschrittenen unter uns sich natürlich sofort auf den Weg zu den Pisten gemacht haben. Die Wiese der Anfänger jedoch war an einigen Stellen flach, dann jedoch wieder mit kleineren und größeren Hügeln (die nicht nur zum Skifahren lernen, sondern auch zum Rodeln hervorragend geeignet sind, aber dazu später mehr). Um langsam an das Gefühl von zwei Skiern unter den Füßen gewöhnt zu werden, begannen wir nur einen Ski anzuziehen und so verschiedenste Übungen zu meistern. Auf diese Weise wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt, die gegeneinander zum Staffelrennen angetreten sind, um zu üben, wie man eine Kurve fährt. Den Hügel weiter hochgestiegen, sind wir mit einem Ski ebendiesen wieder runtergefahren, um auf die Kanten zu gehen und das Bremsen zu trainieren. Zum Schluss kam dazu ein langer Holzstock, um sich das erste Mal an so etwas wie den „Stockeinsatz“ heranzutasten.

Waren diese Grundlagen nun gelegt, und von der Pizza als Mittagessen gestärkt, machten wir uns auf den, eigentlich-nicht-so-langen-aber-in-Ski-Schuhen-sehr-langen-Weg zum Übungsplatz des Kleinarler Skigebiets. Es wurde weiter geübt, diesmal in Partnerarbeit. Auf diese Weise kam es sehr schnell, dass man verteilt auf dem Übungsplatz überall jeweils zwei Ski-Anfänger*innen sah, die sich beide an den Enden des Holzstabs festhielten, während einer von beiden, natürlich nur auf einem Ski, sich am Stab entlang zu dem anderen ziehen musste. Am Ende dieses Tages standen wir jedoch alle doch noch einmal auf zwei Ski, sind so einen Teppichlift hochgefahren, um bei der Abfahrt immer schön weiter die Kurven mit dem Holzstab als Hilfe zu üben.

Ähnlich wie Tag eins endete, begann auch der zweite Tag. So machten wir uns erneut auf den Weg zum Ski-Übungsplatz, um dort weiterzuarbeiten, wo wir gestern aufhörten. In den Gruppen übten wir weiter mit dem Holzstock. Irgendwann begannen wir nicht mehr mit dem Teppichlift den Hügel raufzufahren, sondern mit dem Tellerlift (sieht leichter aus, als es ist). In dieser Weise kamen wir noch höher auf dem kleinen Hügel an und hatten mehr Strecke, um als Entenfamilie, jeder in der Spur des Vorgängers, wieder runterzufahren. So verging der gesamte Vormittag, bis irgendwann der Moment da war, in dem es hieß: Mittags werden wir auf den Berg fahren. So sind wir das erste von wirklich vielen Malen Sessellift gefahren. Dafür zunächst einmal den Champion-Shuttle nehmen und als Nächstes in den Bubble-Shuttle steigen, der über die rote Bubble-Piste fährt, die zu diesem Zeitpunkt noch unnahbar scheint. (Fährt man diese Lifts wieder runter, kann man übrigens ganz Kleinarl überblicken, auch den Peilsteinhof erkennet man. Taya pflegte deshalb auch zu sagen: „Gulag mit schöner Aussicht“) Nach einer sehr windigen Mittagspause an der Ski-Hütte oben auf dem Berg begannen wir uns in unseren gewohnten Gruppen an die Ski-Pisten heranzutasten. Das erste Mal eine blaue Piste zu fahren, die Powder-Piste, dauerte lange. Es wurde so gut wie nur die Pizza gefahren, was sich nach einiger Zeit deutlich in den Knien bemerkbar machte. Man hatte Angst, von den anderen Ski-Fahrern umgefahren zu werden oder dass man selbst in eine Gruppe von skilernenden Kindern reinfährt, weil man die Kontrolle verliert. Das letzte Stück der Piste schrie danach, sich hinzulegen, weil dieser Teil nochmal steiler bergab ging. Irgendwie haben wir all das jedoch gemeistert bekommen (abgesehen von dem Hinfallen natürlich), sodass wir in den Powder-Shuttle am Ende der Piste stiegen, um das Gleiche nochmal zu machen. Je öfter man die Piste fuhr, desto einfacher wurde es. Selbst das letzte Stück sah man sich am Ende der Ski-Freizeit an und dachte sich, wieso man diesen Teil am Anfang so schlimm fand.

Wurde schon erwähnt, dass wir über Fasching in Kleinarl waren?  Ganz vergessen konnte man diese Tatsache nicht, wenn man mit einer anderen Schülergruppe aus Belgien in einem Gasthaus wohnte. Eines Abends kam man schließlich nicht umhin zu sehen, wie die Belgier auf der kleinen Wiese hinter dem Peilsteinhof den Rosenmontag begannen zu feiern. Musik und buntes Licht hatten sie dabei, was einige von uns anzulocken schien. Sah man später am Abend nochmal aus dem Fenster, sah man eine Gruppe von Menschen um ein Lagerfeuer im Schnee sitzen. Abgesehen davon waren die drei darauffolgenden Tage auf den Pisten auch immer wieder von Ski-Fahrern geprägt, die als skifahrendes Eichhörnchen, Einhorn oder Elch im Einteiler um uns rumgefahren sind.

Bevor man morgens anfängt, Ski zu fahren, muss man sich natürlich, wie bei jeder Sportart, aufwärmen. Bei uns übernahm Herr Finke, samt Panda-Skihelm und großer Fantasie diesen Job. Jeden Morgen stellten wir uns an derselben Stelle neben dem Lumberjack-Lift im Kreis auf und fuhren Mario-Kart, wobei wir Panzern und Bananen ausweichen mussten, haben ein Pferderennen gemacht oder mussten einen Elefanten schrubben und sauber machen. Nicht zu vergessen das Katz-und-Maus-Spiel, bei dem niemand wusste, wer wer ist. Natürlich alles in Ski-Klamotten. So mancher wird uns wahrscheinlich als irre abgestempelt haben.

Tag drei der Skifreizeit wird wieder auf der Powder-Piste fortgesetzt. Wir fuhren weiter wie eine Entenfamilie die Piste entlang, während wir uns an den Übungen versuchten. An den Kurven arbeiteten wir, indem wir mit dem inneren Ski auf den Boden stampften, um besser um die Kurve zu kommen. Manchmal wurden wir dabei gefilmt, um die Videos abends im Gemeinschaftsraum bei einer Videoanalyse anzuschauen. An diesem Abend wurde uns von Frau Monreal außerdem der Bewertungsbogen für die Prüfung am Freitag, dem letzten Tag, vorgestellt. Noten müssen bei dieser Fahrt schließlich auch noch bei rumkommen. Dabei waren manche Sachen schon bekannt, manche weniger. Die „Oberkörper ins Tal!”- Übungen beispielsweise fingen erst den Tag danach an. Die wurden auch auf roten Pisten noch fortgesetzt, was wirklich schweißbringend war, denn je weiter man den Berg runterfuhr, desto wärmer wurde es wieder.

Der folgende Dienstag, Tag 4, führte uns alle in altbekannten Gruppen zurück auf den Berg, wo nun auch für die „Anfänger der Anfänger“, unter Aufsicht von Herrn Hildebrandt, die erste rote Piste anstand. Für diese Piste brauchten wir allerdings so viel Zeit, dass wir bis zur Mittagspause, die nun in einer neuen Hütte stattfand, nichts anderes fahren konnten. Selbst besagte Pause musste aufgrund unserer Unsicherheit um einiges nach hinten verschoben werden und als wir schließlich alle mit schmerzenden Waden bei besagter Mittagsrast ankamen, wünschten wir uns nur eines: wieder nach unten! Glücklicherweise wurde uns dies nach einigem Bitten und Betteln gestattet, einzig eine neue blaue Piste stand zwischen uns und dem direkten Weg zum Lift nach unten. Doch nachdem wir uns einer roten Piste gestellt hatten, konnte uns so eine blaue doch wohl keineswegs etwas anhaben!

Der Mittwoch dann verlief zunächst wie jeder andere Tag auch: aufstehen, anziehen, frühstücken (inklusive Vorbereiten des Lunch-Pakets), Zähneputzen, Ski-Sachen an, dann eine kurze Lagebesprechung und auf ging die wilde Fahrt! Diese begann mit der „Rutschpartie aus der Hölle“ und endete an unserem bekannten Treffpunkt oben auf der Piste. Nach dem gemeinsamen Aufwärmspiel (wir erwähnten eine Variation dieses bereits) ging es in den bekannten Gruppenkonstellationen los auf die verschiedenen Pisten, an diesem Tage hauptsächlich rote. Wiedersehen würden wir uns zum Großteil erst zum Mittagessen. Dieser Tag forderte allerdings die nächsten (temporären) Opfer, die sich bereits nach kurzer Zeit per Lift auf den Weg zurück in die Unterkunft machten und den Rest des Tages dort verbrachten. Die anderen trudelten dann nach und nach im Verlaufe des Nachmittages wieder ein, um bloß pünktlich zum Abendessen zu kommen. Der Abend schien zunächst ganz normal zu verlaufen, doch die Lehrer hatten andere Pläne. Tara, eine Mitreisende unsererseits, hatte an diesem Tag ihren 18. Geburtstag zu verkünden, welcher von uns nun bei heißem Kakao und Lagerfeuer im verschneiten Kleinarl gefeiert wurde. Herr Hildebrandt hatte währenddessen einige Rutschschalen aufgetrieben, die zu allerlei verrückten Dingen einluden („Kolonne rutschen“ oder ein Rennen gegen die Lehrer? Alles war möglich!).

Den folgenden Tag ging es in fast vollständiger Besetzung zurück auf die Piste. Es war der vorletzte Tag, der letzte vor unserer großen Prüfung, also wurde fleißig geübt und geübt und geübt. Zum Mittag trafen wir uns alle wieder in derselben Location wie auch schon am Dienstag (Die Strecke dahin war plötzlich gar nicht mehr so schwer.) und fuhren nach knapp 1 1/2h Pause weiter, bis wir uns am späten Nachmittag allesamt wieder in der Unterkunft einfanden. So ein teurer Skipass will ja schließlich auch ausgenutzt werden! Das Abendessen war ausgezeichnet, wie eigentlich immer in dieser Woche, und nach diesem anstrengenden Tag hätten sich sicher einige von uns nur noch ins Bett gewünscht. Doch auch heute hatten die Lehrer andere Pläne. Und so machten wir uns gegen kurz nach acht gemeinsam auf den Weg zum „Kleinarler Winterfest“, wo wir der Musik lauschen, der „Winter-WM“ im Schneefußball zusehen oder im Schwimmreifen eine vereiste Piste samt kleiner Sprungschanze am Ende hinuntersausen konnten. Kurz gesagt: ein ziemlich verrückter Zeitvertreib, aber alles in allem ganz cool, also verbrachten wir einige Stunden dort, bis uns schließlich doch die Müdigkeit übermannte und wir uns eilig auf den Weg zurück in die Unterkunft machten.

Denn schließlich stand heute, am Freitag, an diesem letzten Tag, die Prüfung an. Nach dem Frühstück ging es geschlossen nach oben und wir machten uns gemeinsam, mit Ausnahme der Fortgeschrittenen, auf den Weg zu der Piste, die von den Lehrern für diese Prüfung auserkoren wurde (Wir atmeten erleichert auf als wir bemerkten, dass wir diese ebenfalls schon gefahren waren.). Also stellten wir uns auf etwa halber Höhe an diesen Hang, allesamt übereinander. Gefahren wurde von unten aus. Doch zunächst waren die Fortgeschrittenen an der Reihe und zeigten uns Ski-Techniken, die wir bisher nicht zu Gesicht bekommen hatten. Sie alle fuhren einzeln, wurden von den Lehrern aufmerksam beobachtet und auch gefilmt. Dann ging es auch für uns Anfänger los. Einer nach dem anderen machte sich auf den Weg die Piste hinunter, beschrieb dabei die beigebrachten Kurven und achtete akribisch auf die Fuß- und Skihaltung, ebenso wie auf den Stockeinsatz. Tempo und Größe der Bögen sollten wir hierbei selbst wählen, und zwar so, dass wir möglichst sicher, aber auch möglichst schnell am Ende unseres Prüfungsabschnitts ankamen.  Außerhalb der Sichtweite der Lehrer machten wir uns dann eigenständig auf den Weg zur „Schütt-Alm“, welche an dieser Piste gelegen war und verbrachten dort die Warte- und Mittagszeit. Denn bis die 33 Skifahrer*innen ihre Prüfung absolviert hatten, dauerte es seine Zeit. Nach der gemeinsamen Pause blieb uns dann die Entscheidung, was wir denn machen wollten, offen. Wir schlossen uns zu neuen Gruppen zusammen, suchten uns für unsere Vorhaben eine Lehrkraft und machten uns dann auf den Weg. Die einen fuhren zurück auf den Gipfel, die anderen direkt ins Tal hinunter. Wir hatten unsere normalen Straßenschuhe bereits am Morgen beim „Wedl“ deponiert, sodass wir nun auf dem Rückweg zur Unterkunft direkt unsere geliehenen Ski-Sachen zurückgeben konnten. Zurück auf unseren Zimmern angekommen ging es weiter mit der leidlichen Aufgabe des Kofferpackens, schließlich sollten wir ja am selben Abend noch abreisen. Das Abendessen fand noch wie gewohnt statt, doch danach brach eine gewisse Hektik aus. Alle wollten ihr Gepäck möglichst schnell im Bus verstauen und dies geschah so zügig, dass wir tatsächlich früher als geplant vom Hof rollten. Zu Beginn der Fahrt rief Herr Hildebrandt uns nacheinander auf, um uns unsere Noten mitzuteilen, danach wurde noch ein wenig gequatscht und dann trat nach und nach Ruhe ein. Selten habe ich eine so ruhige Busfahrt erlebt. Die Allermeisten schliefen nach kurzer Zeit ein und den wenigen, denen der Schlaf nicht gegönnt war, blieb nichts anderes übrig, als Musik zu hören und die stundenlange Fahrt über, welche von Regen begleitet wurde, aus dem Fenster zu schauen. Die Pausen waren auf dieser Rückfahrt eher sporadisch verteilt und nicht immer sinnvoll angelegt (so standen wir beispielsweise 15 Minuten auf einer LKW-Rast herum, durften aber nicht aussteigen, da diese Pause lediglich für die Busfahrer gedacht war). Aber irgendwie ging auch diese Fahrt herum und nachdem wir Frau Husemann früh morgens in der Nähe von Minden abgesetzt hatten, erreichten wir gegen 5:30 Uhr den Festplatz in Stadthagen. Hier wurde nur noch das Gepäck ausgeladen, die Gruppe verabschiedet und dann ging es für alle zurück nach Hause, um endlich etwas erholsamen Schlaf zu bekommen.

Ein Fazit des Ganzen? Es war anstrengend, wir haben oft geflucht und viel geweint, doch alles in allem hat es sich wirklich gelohnt.